Für Menschen mit Beeinträchtigungen gibt es heute viele interessante Möglichkeiten, sich unterstützen zu lassen. Touristische Betriebe können sich von Mitbewerbern abheben, indem sie unauffällige Serviceangebote vorhalten.
Menschen mit Sehbeeinträchtigung sehen beispielsweise Wege, Möbel und vor allem Beschilderungen verschwommen oder mit wenig Farben. Mit zunehmendem Alter schränkt sich das Sichtfeld nach links und rechts bei allen Menschen ein. Selbst mit Brille können Menschen mit Sehbeeinträchtigungen eine Speisekarte nicht lesen oder Hinweisschilder nicht erkennen. Beispielsweise weil die Hinweisschilder zu klein oder in falscher Höhe angebracht sind, zu wenig Kontrast zur Umgebung bieten, weiße Schrift auf hellem Grund oder verschnörkelte Schrift haben oder es generell zu dunkel ist.
Hier können z.B. LED-Streifen an Treppenstufen, gut sichtbare Geländer, tragbare Tisch-Starkleuchten oder Tablets, die die Speisekarte vergrößern oder vorlesen, helfen.
Für sehbeeinträchtige Menschen gibt es technische Unterstützung:
Eine Tischlampe mit Batterie kann in
Restaurants Menschen unterstützen, die Speisekarte besser oder überhaupt lesen
zu können. Die Kosten liegen meist unter 50 Euro. Weitere Unterstützung zum
besseren Lesen sind z.B. Leselampen und -lupen von Eschenbach; diese sollten sich Betroffene
ggf. selbst kaufen.
Um Treppen oder dunkle Ecken besser zu beleuchten, bieten sich LED-Leuchtbänder an. Sie blenden nicht und passen sich der Atmosphäre in einem Raum an.
Tastbilder verhelfen blinden und sehbehinderten Menschen, ein Gemälde oder ein Objekt durch einen „Nachbau“ aus verschiedenen Materialien erfühlen und erspüren zu können. Gleichzeitig können auch Kinder nachgebaute Objekte anfassen, ohne dass jemand Sorge haben muss, dass etwas zerstört wird. Und welcher sehende Erwachsene wünscht sich nicht auch manchmal, ein Objekt nicht nur zu sehen, sondern auch anzufassen?
Dr. Carsten Dethlefs aus Heide, selbst blind, sieht Barrierefreiheit nicht als Barriere, sondern als ein lohnendes Instrument der Kundenorientierung. Er handelt als freiberuflicher Coach und Berater nach dem Motto: „Mehr Profit durch weniger Barrieren”. Mehr Informationen zu ihm und seinem Angebot finden Sieauf seiner Website und in seinem Film, der mit Mitteln des Landes Schleswig-Holstein gefördert wurde.
Von den gut 13 Millionen Schwerhörenden in Deutschland sind nur knapp 3 Millionen mit Hörgeräten versorgt. Wenn also im Mittel jeder sechste Gast schwerhörend ist (je nach Altersstruktur Ihrer Gäste möglicherweise auch mehr), so trägt nur etwa jeder 25. auch ein Hörgerät. Ohne Hörgeräte sind Konsonanten, insbesondere die Zisch- und Explosivlaute, nur schwer oder gar nicht verständlich. Damit sind Missverständnisse durch Wortverwechslungen vorprogrammiert. Hilfreich ist, wenn Sie den jeweiligen Gast im Gespräch anschauen. Dann ist für die Schwerhörenden unter ihnen eine Unterstützung durch Absehen vom Mund möglich. Aber nur etwa ein Drittel der deutschen Buchstaben ist eindeutig von den Lippen abzusehen. Bei Zahlen und bei den Namen von Personen und Orten ist ein Aufschreiben hilfreich.
So können Missverständnisse auftreten, also Inhalte missverstanden werden und damit falsche Antworten erfolgen. Sie hören beispielsweise das Klopfen an der Zimmertür nicht, können leise, nuschelig oder auch schnell sprechende Mitarbeitende nur schwer verstehen.
Viele Schwerhörende hören zwar bei niedrigen Schallpegeln nichts oder nur schlecht, sind aber bei hohen Schallpegeln überaus lärmempfindlich. Hier liegt ein erster Ansatzpunkt für den „Wohlfühlfaktor“ Ihrer schwerhörenden Gäste (und aller guthörenden): Verringern Sie durch raumakustische Schallschluck-Maßnahmen die zahlreichen Störgeräuschpegel, seien es Unterhaltungen anderer Personen, Geschirrklappern, Geräusche von Rollkoffern o. ä.
Empfehlungen für persönliches Verhalten
Nur dann sprechen, wenn Sie auch das Gesicht dem Gast zuwenden, in normaler Lautstärke sprechen, nicht schreien, möglichst klares Hochdeutsch sprechen und wichtige Zahlen und Namen aufschreiben (gern mit Dots).
Umfangreiche Tipps für schwerhörende und guthörende Menschen und den Umgang miteinander finden Sie im DSB-Ratgeber 2.
Technische Zusatzgeräte
In den Gästezimmern können zahlreiche Informationen über eine Lichtsignalanlage zugänglich gemacht werden. Dazu gehören zum Beispiel ein Klopf-Sensor oder eine Funk-Klingel, die Signalisierung von Telefonanrufen sowie (extrem wichtig) der Rauchwarnmelder (im Zimmer) und der Feueralarm (des Hauses).
Manche Gäste freuen sich über das Angebot eines Rüttel-Weckers. Auch diese kann man mit dem Feueralarm koppeln.
In Seminarräumen sollten raumakustische Maßnahmen mitgedacht werden. Ergänzend kann man dort mit wenig Aufwand an die vorhandene Lautsprecheranlage eine IndukTive Höranlage mit anschließen.
Ein Funkgong mit geräuschaktivem Sender und optischer Klingelanzeige für ca. 35 Euro unterstützt die Wahrnehmung einer Türklingel oder eines Alarms, z.B. bei Feueralarm.
Alternativen sind tragbare Induktionsanlagen. Sie helfen Schwerhörigen, die Sprecherinnen in großen Gruppen und mit vielen Nebengeräuschen zu verstehen, z.B. an Rezeptionen, in Touristinformationen oder Restaurants. Die Kosten sind abhängig von der Raumgröße und liegen z.B. in Räumen bis 50 qm zwischen ca. 75 Euro und 240 Euro.
Für die schwerhörenden Gäste (und für alle anderen) ist es aber wesentlich wirkungsvoller, wenn Sie an der Rezeption durch bauliche Maßnahmen zur Schallabsorption eine ruhige Situation herstellen und so den Schallpegel niedrig halten. Damit wird das Gespräch mit schwerhörenden Gästen über den Tresen hinweg genauso einfach möglich wie in einem ruhigen Wohnzimmer.
Schwerhörigen helfen akustisch gedämmte Wände, z.B. bei einem geplanten Umbau, aber auch Stoffe, Teppiche und Teppichböden, Pflanzen oder Bilder, die mit Styropor oder anderem Material verstärkt sind. Für schwerhörige Menschen gibt es schon gute Vorschläge für geringe Budgets, z.B. unterstützen Stoffbahnen an Decken, Dämmplatten hinter Bildern, Vorhänge oder Teppiche die Akustik, der Schall wird also gedämmt. Die Kosten ab ca. 100 Euro sind abhängig von der Größe des Stoffes plus Montage.
Bei Umbau oder Renovierung kann die akustische Dämmung beispielsweise durch Deckenabsorber mitgedacht werden. Eine weitere Möglichkeit ist ein Wandschall-Absorber als Bild, das auch mit eigenem Motiv bestellt werden kann, oder als stoffbezogenes Objekt.
Mit schallabsorbierenden Maßnahmen kann man die
Nachhallzeit im Raum und den dadurch bewirkten hohen Schallpegel verringern.
Damit verbessert man einerseits die Sprachverständlichkeit, andererseits ergibt
sich bei den niedrigeren Schallpegeln eine entspannte Atmosphäre. Beobachtungen
aus akustisch nachgerüsteten Restaurants zeigen, dass die Verweildauer der
Gäste und deren Umsatz steigen. Bisweilen werden Gäste durch solche Maßnahmen
zu Stammgästen. Wie man raumakustische Maßnahmen sinnvoll umsetzt, können Sie
in der Druckschrift „Der Schall muss weg!“ nachlesen.
Dipl.-Ing. Carsten Ruhe aus Prisdorf ist mit seinem Beratungsbüro für Akustik „hörgerecht planen und bauen“ seit vielen Jahren aktiv mit sensorisch barrierefreiem Planen und Bauen für Hörgeschädigte und, in Verbindung mit dem Zwei-Sinne-Prinzip, auch für Sehgeschädigte.
Auf seinen Internetseiten findet man viele Informationen, z.B. zu Schallschutz (Bauakustik), Raumakustik, zu hörgerechten Beschallungsanlagen, mit Schwerpunkt auf hörgeschädigtengerechten IndukTiven Höranlagen, Herstellern oder Anbietern von Schall-Absorbern, Konstantstrom-Verstärkern oder Hörhilfsmitteln.
Ein weiterer Experte ist der Kieler Architekt Jesse Kersig, der viel Erfahrung mit der Schalldämpfung von Restaurants hat.
Neben Rollstuhlfahrern gibt es auch weitere Menschen mit Gehbeeinträchtigungen: Durch einen Beinbruch gezwungen, zumindest auf Zeit an Stöcken zu gehen; ältere Menschen mit Rollatoren, Menschen die durch einen Unfall oder eine Krankheit Gleichgewichts- oder motorische Störungen haben. Und: Auch Eltern mit kleinen Kindern sind eingeschränkt und freuen sich über eine gute Zugänglichkeit für ihren Kinderwagen.
Menschen mit körperlichen Einschränkungen brauchen stufenlose Wege, eine behindertengerechte Toilette im Erdgeschoss, Zimmer mit ausreichend Platz und entsprechendem Bad und vieles mehr.
In Schleswig-Holstein gibt es die Initiative „Rolli Plus“, die Ihnen umfassend Auskunft gibt.
Zum einen können Fenster gleich beim Kauf mit Griffen bestellt werden, die sich unten am Fensterrahmen befinden, so dass das Fenster auch von einer sitzenden oder kleinen Person geöffnet werden kann. Eine weitere Idee für guten Service ist das Angebot von Duschhockern in jeder Dusche: Ob fest installiert oder dazu gestellt – damit bieten Sie als Hotel oder Privatvermieter jedem Gast ein Plus, um das er nicht extra bitten muss.
Barrierefreie Magnet-Nullschwelle mit Passivhauszertifizierung
Ein Beispiel ist die passivhauszertifizierte
Magnet-Nullschwelle von ALUMAT. Sie lässt sich mit allen gängigen Türprofilen
kombinieren und erreicht höchste Dichteklassifizierungen. Ohne jegliche Ecken,
Kanten oder Vertiefungen, an denen z.B. Räder von Hilfsmitteln hängen bleiben
können, ist diese Nullschwelle ganz leicht passierbar. Des Weiteren
können zahlreiche einklippbare Anschlüsse, wie z.B. Fußabstreifer in die
Nullschwelle eingesetzt werden. Durch diese Funktionalitäten ist sie für
alle Menschen eine komfortable, sichere und selbstbestimmte
Zugänglichkeit zum eigenen Haus oder zur Wohnung. Detaillierte Informationen
zum Produkt des Jahres 2021 finden Sie unter diesem Link.
Barrierefreie Dusche im Altbau
Oft scheitert der Umbau einer bestehenden Dusche zu einer barrierefreien Variante am fehlenden Gefälle für das ablaufende Duschwasser. Nach Absenkung des Duschbodens liegt das vorhandene Abwasserrohr viel zu häufig höher in der Wand und das Wasser kann somit nicht ablaufen. Abhilfe schafft hier z.B. die "Plancofix Line" ein flacher Bodenablauf mit eingebauter Pumpe. Das Wasser wird mit der leisen Pumpe zum höherliegenden Abwasserrohr befördert. Die Pumpe erfüllt den VDE-Sicherheitsstandard, lässt sich gut reinigen, ist mit einem Rollstuhl befahrbar und wird häufig u.a. in Seniorenheimen, Krankenhäusern und Hotels eingesetzt.
Um Gäste mit Beeinträchtigungen unauffällig zu unterstützen, brauchen Mitarbeitende in Restaurants, Hotels und Freizeitbetrieben eine gute Beobachtungsgabe und Einfühlungsvermögen. Wenn sie beispielsweise beobachten, dass Gäste die Speisekarte nicht gut lesen können, bringen geschulte Mitarbeitende eine Tischlampe mit starken Leuchten. Sie stellen ein Induktionssystem an die Rezeption und bieten die Nutzung an, wenn sie merken, dass sie ein Gast bei großem Außenlärm nicht richtig verstehen kann. Die ausklappbare Rampe ist griffbereit in der Nähe der Tür; behindertengerechte WCs sind immer frei zugänglich und werden nicht zum Abstellen von Putzgeräten oder nicht gebrauchten Stühlen oder Tischen genutzt.
Aufmerksame Mitarbeitende und Führungskräfte gehen durch ihre Räume und Flure und achten auf die Beschilderung: Sind Hinweisschilder deutlich lesbar? Stehen vielleicht Pflanzen im Weg? Sind die Schilder groß genug und ist die Schrift kontrastreich? Wie sieht es mit Speisekarten und Preislisten aus?
Diese Aufmerksamkeit kann geschult werden; je nach Größe der Teams an einem halben oder ganzen Tag im Workshop-Format, z.B. mit dem Ausprobieren eines Alterssimulationsanzuges. Das Tourismus-Cluster Schleswig-Holstein bietet diese Schulungen kostenlos an, wenn sie in den Räumen des jeweiligen Betriebes stattfinden. Es können sich auch mehrere Betriebe zusammenschließen, um jeweils zwei oder drei Mitarbeitende zu entsenden; hier sollte jedoch die Begehung der anderen Betriebe vorher stattfinden.